Hauchdünne Mehrheit will Adler ansiedeln
In geheimer Abstimmung verlieren Gegner. Die CDU quittierte ihren Coup mit Beifall, SPD und Grüne saßen wie versteinert da: Gestern Abend gab der Rat grünes Licht für den Modemarkt auf der ehemaligen Tankstelle an der Soestenstraße.
Mit 18 zu 17 Stimmen hat der Cloppenburger Stadtrat am Montagabend grünes Licht für die Ansiedlung eines Adler Modemarktes an der Soestenstraße gegeben. Der Rat genehmigte in geheimer Abstimmung die Änderung des gescheiterten Bebauungsplanes, der bisher auf einen MediaMarkt zugeschnitten war.
Nach Absage des Elektroriesen an Cloppenburg bleibt allerdings weiter unklar, ob neben den geplanten 1600 Quadratmetern Textilien auf zwei Etagen ein kleiner Elektronikfachmarkt angesiedelt werden kann. Dafür stünden 600 bis 800 Quadratmetern bereit.
Gegner und Befürworter lieferten sich einen Schlagabtausch, der bereits von Wahlkampftönen geprägt war. Die Kritiker bemängelten, das Adlersortiment besitze keine Strahlkraft um den Kaufkraftverlust der Stadt auszugleichen. Die Befürworter stürzten sich auf ein neues Gutachten, dass Zuwächse aus dem Umland verspricht, ohne bestehende Textilanbieter zu gefährden.
Im Planungsausschuss war die Ansiedlung noch abgelehnt worden. Im Rat beantragte die CDU geheime Abstimmung – und kippte die Verhältnisse.
In der Debatte hatte Michael Jäger ( Grüne) die Pläne als Notnagel gerügt, der die von der CDU angerichtete Misere nicht heilen könne. Ludger Böckmann ( Unabhängige) behauptete, er wisse aus sicherer Quelle, dass die ins Spiel gebrachte Medimaxkette, ein Elektronikanbieter aus dem Mittelstand, nicht mehr mit dem Investor verhandele. Laut Böckmann ist die geforderte Pacht aus Sicht von Medimax nicht zu erwirtschaften.
Adler werde als „Türöffner für andere Sortimente benutzt“ mutmaßte CDU-Ratsherr Karl Kleiner. “ Dieser Stadt tut es auf Dauer gut, wenn sie nicht wahllos Flächenwachstum protegiere“, kritisierte Kleieer. CDU-Chef Hermann Schröer wies das verärgert zurück.
Cloppenburg können und müsse die Rahmenbedingungen für Neuansiedlungen schaffen statt Investoren unter Verdacht zu stellen, betonte er. “ Wenn das nicht möglich ist, sollten wir keine Investoren mehr ansprechen“, meinte der CDU-Sprecher. Bürgermeister Dr. Wolfgang Wiese sagte, es wäre “ fahrlässig“, das ehemalige Tankstellengrundstück brach liegen zu lassen. Die Einwohnerzahl und das Einzugsgebiet der Stadt seien gewachsen. Deshalb seien die Wachstumserwartungen der Gutachter glaubwürdig.
Den Unabhägnigen unterstellte CDU Ratsherr Roland Kühn einen möglichen Interessenkonflikt: Dass die UWG Adler ablehne, könne dem „Konkurrentenschutz“ dienen, mutmaßte er. Die UWG reagierte spöttisch. „Es ehrt die CDU, dass Sie sich Gedanken machen, ob die Unabhängigen noch unabhängig sind“, sagte Ratsfrau Doris Hellmann. Ich kann sie beruhigen: „Wir sind es“. Bisher fehle ein zugkräftiger Ersatz für Mediamarkt, betonte Hellmann und forderte neue Vorschläge. Doch das bleibt den Investoren aus Vechta nun völlig freigestellt.