Ab 2022 sollen Geldpreise für naturnahe Gestaltung und mehr Artenreichtum ausgelobt werden. Der Planungsausschuss des Rates hat den Vorschlag angenommen, aber auch in Details kritisiert.
Summende Insekten, nistende Vögel und heimische Gehölze: Solche natürlichen Vorgärten will die Stadt Cloppenburg 2022 auszeichnen, um ein Zeichen gegen „Verschotterung“ und biologisch nutzlose Formgehölze zu setzen. Der Planungsausschuss des Rates hat dem Vorschlag bereits zugestimmt und der Verwaltung weitgehend freie Hand bei der Vorbereitung gelassen.
Geplant ist eine Bewertung anhand von vier Fotos, die von Mai bis August eingereicht werden können. Eine Jury aus der Stadtverwaltung urteilt nach den Kriterien Artenvielfalt, heimische Pflanzen, die zum Standort passen, Insektenfreundlichkeit, Nistmöglichkeiten und ästhetische Erscheinung. Die ersten drei Prämierten sollen mit Gutscheinen im Wert von 500, 400 und 300 Euro belohnt werden. Für die Plätze 4 bis 10 sind je 50 Euro vorgesehen. Als zusätzlichen Anreiz zum Mitmachen sollen die ersten 25 Teilnehmer zudem eine Eintrittskarte zum (2022 hoffentlich wieder geöffneten) Soestebad erhalten.
Kleine Gärten bessern in Summe das Wohnklima
Die Verwaltung will mit dem Wettbewerb die Flut von pflegeleichten Kies- und Schotterbeeten eindämmen und den in Mode gekommenen Gabionen aus steinbefüllten Stahlgitter-Wänden ein Gegenbeispiel setzen. Auch diese relativ kleinen Einzelflächen würden in der Summe das Mikroklima im Wohngebiet negativ beeinflussen, begründet die Stadt. Die Steinflächen heizen sich in der Sonne stärker auf als bepflanzte Beete. Da sie – anders als Pflanzen – kein Wasser verdunsten können, fällt jeder Kühleffekt weg.
Wer Pflanzen setzt, die in die Gegend und zum Boden passen, könne die Luft durch Sauerstoffbildung und Feinstaubbindung verbessern und damit nistenden Vögeln und dem Klima nützen, heißt es in der Vorlage. Weil der Boden mehr Wasser aufnehmen kann, läuft Regen nicht mehr so rasch ab, was sonst zu sprunghaften Pegelsteigerungen an den Zuläufen der Soeste führt.
Die Mitglieder des Planungsausschusses stimmten der Idee grundsätzlich zu, machten allerdings auch kritische Anmerkungen. Niemand habe etwas gegen ökologisch gestaltete Vorgärten, meinte Klaus Jaspers (B’90/Grüne). Aber: Grundsätzlich seien Hauseigentümer nach der niedersächsischen Bauordnung ohnehin verpflichtet, einen Teil ihres Grundstücks grün anzulegen und nicht zu versiegeln. Jan Oskar Höffmann stimmte in diesem Punkt zu: Rechtswidrig versiegelte Gärten „werden wir nicht mit diesem Wettbewerb umwandeln“. Dazu seien Kontrollen und die Ahndung von Verstößen notwendig, meinte der Jurist.
Doris Hellmann (UWG) gab zu bedenken, dass Artenreichtum nur schwer in vier Fotos abzubilden sei. Allein den Vorgarten herzurichten, nütze nichts, „wenn der Rest versiegelt ist“, meinte die Ratsfrau. Deshalb schlug sie vor, auch das Gesamtbild zu bewerten.
Auszug aus dem Beitrag von Hubert Kreke (OM online vom 25.04.2021)