Parteien einig über Aufstockung – Nach Streit um Überstunden-Stau scheint neue Stelle in der Jugendpflege sicher
Die Unabhängigen sind dafür, SPD und Grüne ebenso und auch das Zentrum stimmt mit: Im Stadtrat scheint eine Mehrheit für die neue Stelle in der städtischen Jugendpflege wahrscheinlich. Das hat eine Umfrage der MT unter den Parteien gestern ergeben.
Allein die CDU will zunächst die womöglich vorentscheidennde Sitzung des Verwaltungsausschusses abwarten, der am Montag vertraulich den Haushalt berät. Personelle Mehrausgaben seien nur zu verantworten, wenn damit eine Aufgebenkritik einher gehe, sagte CDU-Fraktionssprecher Hermann Schröer auf Nachfrage.
Das heißt: Schröer will vorher wissen, wie die 500 Überstunden entstanden sind und warum sie sich so aufhäufen konnten. „Wenn wir mit dem Personal nicht auskommen, will ich das wissen“, kritisierte er die Misere, die erst auffiel, als im Stadtjugendring eine Absage der Jugendmesse „Jokus“ verkündet wurde.
Dennoch wies der CDU-Politiker den Vorwurf zurück, der Bürgermeister und die CDU hätten die Jugendarbeit „vor die Wand gefahren“. „Das ist unverschämt angesichts der 180.000 Euro, die wir jedes Jahr als freiwillige Leistung für die Rote Schule zahlen“, meinte Schröer.
Michael Jäger erneuerte dagegen seine Kritik. Entweder habe der Bürgermeister von der Lage gewusst und geschwiegen, sagte er. Oder er habe keine Ahnung gehabt, was genauso schlimm sei, meinte der Sprecher der Grünen. An den bestehenden Angeboten wie dem Ferienpass und den Jugendleiter-Schulungen müsse ohne Abstriche festgehalten werden. „Wir können nicht noch mehr Kinder nach Hause schicken“, meinte Jäger.
Woher die Stundenlast im Jugendtreff kommen könnte, rechneten die Unabhängigen gestern vor. Die Rote Schule müsse heute mit weniger Personal auskommen, als bei ihrer Eröffnung vor 17 Jahren, erklärte Pressesprecher Thorsten Persigla. Von drei Sozialarbeitern seien zwei übriggeblieben. Eine dritte Stelle für einen Diplom-Sozialarbeiter oder -Pädagogen sei dringend notwendig.
Die UWG kritisierte zugleich, dass Cloppenburg auf eine so genannte „offene“ Jugendarbeit verzichtet. Damit sind Angebote an Jugendliche gemeint, die keiner festen Gruppe oder einem Verein angehören. Das offene Jugendcafé in der Roten Schule wurde 2005 geschlossen. Seitdem konzentriert sich die Einrichtung auf die vorbeugende Sozialarbeit mit Kindern und Jugendlichen und unterstützt zudem die Arbeit der Verbände und Vereine.
Aus Sicht der UWG ist das für Cloppenburg „längst nicht mehr ausreichend“. Es sei schon „paradox, dass Barßel inzwischen in der offenen Jugend(treff)arbeit deutlich besser aufgestellt ist, als die Kreisstadt“, erklärte Persigla.
In eine ähnliche Richtung zielt Udo Anfang (FDP/Zentrum). Die Jugendförderung sei eine Investition in die Zukunft, meinte er. Dieser Etat dürfe nicht gekürzt werden. Die vorgeschlagene Aufstockung um eine Stelle begrüßte er grundsätzlich, „obwohl ich noch nicht weiß, wie der Bürgermeister das vorhat“. Der Überstunden-Stau im Jugendtreff sei jedoch nicht zu verantworten: „Da hat die Verwaltung auch eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern.“